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Strukturverbesserung der Lachte durch Kieseinbau

 

Die Lachte ist ein Fließgewässer der südlichen Lüneburger Heide (Niedersachsen) und entwässert mit ihren Nebenbächen Aschau und Lutter ein Einzugsgebiet von ca. 500 km2. Die Wasserqualität ist aufgrund des großen Waldanteils und der gut funktionierenden kommunalen und industriellen Kläranlagen inzwischen wieder recht gut.

 

Große Mängel weisen die meisten Bachstrecken allerdings in der Gewässerstruktur auf. Durch Gewässerausbau/-Begradigung und Unterhaltungsmaßnahmen in über 150 Jahren wurde die ursprünglich kiesig-steinige Bachsohle herausgenommen und damit der eigentliche Lebensraum der meisten Heidebachbewohner zerstört.

 

Denn die überwiegende Anzahl an Arten und Individuen der Wasserinsektenlarven, Kleinkrebse, Würmer und Muscheln lebt im Lückensystem zwischen den Kieseln und Steinen, dem „hyporheischen Interstitial“. Auch die „Kieslaicher“ unter den Fischen legen ihre Eier in dieses Lückensystem und hier verbringen die aus den Eiern schlüpfenden Fischlarven ihre Weiterentwicklung bis zum Jungfisch. Allesamt nutzen sie das Hohlraumsystem zwischen den Kieseln, als Schutz vor zu großer Strömung und vor großen Fressfeinden, bei stetiger Versorgung mit sauerstoffreichem Wasser (z.T. auch mit Nahrung) und Abtransport von Stoffwechselprodukten.

 

Durch die Beseitigung der kiesigen Gewässersohle werden nicht nur die hier lebenden Tiere getötet und ihr Lebensraum irreversibel zerstört. Auch unterhalb liegende, nicht ausgebaggerte Bachabschnitte mit intakter Gewässersohle werden geschädigt. Denn der unter dem Kies lagernde sandige Boden verliert durch die Kiesentnahme seine schützende Überdeckung und wird ohne diesen Schutz vom fließenden Wasser wie eine Wanderdüne abwärts transportiert. Trifft dieser Sand auf intakte (nicht ausgebaggerte) Bachabschnitte, wird dort das Kies-Lückensystem vom Sand verstopft und überdeckt. Die Frischwasserversorgung wird ebenso unterbrochen, wie der Abtransport der Stoffwechselprodukte, sodass die Organismen ersticken oder vergiftet werden.

 

Die einzige Möglichkeit, den Bachbewohnern dauerhaft zu helfen, ist die Wiederherstellung des Kiesgrundes mit dem Kies-Lückensystem.

 

Im Oberlauf der Lachte wurden bereits im Jahre 2000 erste Teilabschnitte durch Kieseinbau in einen naturnahen Zustand versetzt. Seitdem weisen diese Abschnitte wieder vielfältige Gewässerstrukturen mit flachen, tiefen, schmalen und  breiten Bereichen, mit hoher und geringer Fließgeschwindigkeit auf. Insbesondere die Bachforellen haben den wieder naturnahen Lebensraum sofort als Kinderstube angenommen und einen individuenreichen Bestand aufgebaut.

 

Aufbauend auf diesen Erfahrungen werden besonders seit 2009 sukzessive Teilabschnitte der Lachte und ihrer Nebengewässer durch Kieseinbau restrukturiert. Die überwiegend vom Unterhaltungsverband Lachte geplanten und durchgeführten Arbeiten werden durch das finanzielle Engagement unterschiedlichster privater Förderer und durch die Öffentliche Hand finanziert. In diesem Rahmen hat sich auch die NABU Gruppe Lachendorf erfolgreich beim NABU Bundesverband um finanzielle Unterstützung beworben und konnte sich an dem Gesamtprojekt der Lachte-Restrukturierung durch die finanzielle Unterstützung seitens der NABU-Bachpaten beteiligen. Die Maßnahme wurde im Mai 2017 durchgeführt.

 

Im mit Maschinen kaum befahrbaren Lachtetal wurde der Kies gewässernah von Hand mit Hilfe von Schiebkarren antransportiert und über einen Steg in den Bach geschüttet. In einem geeigneten Teilabschnitt der Lachte wurde der Kies quer zur Fließrichtung so eingebaut, dass hierdurch schnell überströmte „Rauschen“ entstanden, ohne dass die Wasserspiegellagen nennenswert angehoben wurden.

Die höhere Fließgeschwindigkeit führt zu einer größeren Schleppkraft des Wassers. Der Sand kann sich nicht ablagern oder das „Interstitial“ verstopfen, sondern das Lückensystem bleibt frei und wird stets gut mit Frischwasser versorgt.

 

Die Wiederherstellung der ursprünglich kiesigen Gewässerstruktur ist außerordentlich wirkungsvoll. Die Fische reagieren sofort auf die neue Struktur. Im Sommer kann man das besonders gut an den wenig scheuen Elritzen beobachten, die den neuen Kies manchmal schon nach kurzer Zeit zum Ablaichen nutzen.